Die Abwasserableitung und die Abwasserreinigung haben in Schwalmtal eine über 100 jährige Geschichte. Heute verschwindet unser Abwasser in Kanälen unter der Erde, um überirdisch hygienisch einwandfreie Verhältnisse zu gewährleisten.
Dies war jedoch nicht immer so. Die Ursprünge der Abwasserableitung sind aus der Notwendigkeit entstanden, die Bevölkerung vor Krankheiten und Seuchen zu schützen. Früher war es, in den damals selbständigen Gemeinden Amern und Waldniel üblich, dass Abwasser in Jauchegruben gesammelt oder in den Vorfluter (Kranenbach) abgeleitet wurde. Dieser allzu leichtfertige Umgang mit Wasser und Abwasser wurde den Menschen jedoch erst bewusst, als sie immer wieder von Seuchen wie Cholera, Pest, Ruhr usw. heimgesucht wurden. Die Ursache hierfür lag in den mangelhaften hygienischen Verhältnissen. Oft lag die Jauchegrube direkt neben dem Trinkwasserbrunnen, so dass sich pathogene (krankheitserregende) Keime rasant vermehren und Epidemien auslösen konnten.
Ab 1890 wurde mit dem Bau von Kanalisation und Abwasserrinnen in den einzelnen Sektionen begonnen. Die Ableitung erfolgte ohne jegliche Vorreinigung direkt in die Bäche und Wasserläufe.
Mit steigender Bevölkerung und der ständigen Versorgung mit Trinkwasser ab dem Jahre 1913, schnellte jedoch die Belastung der Gewässer rapide in die Höhe. Die ortsansässige Groß – und Schwerindustrie trug mit eigener Wasserversorgung und eigenen Wasserrechten erheblich zur Belastung des Kranenbaches und der Schwalm bei. Eine geordnete Sammlung und Reinigung des anfallenden Abwassers wurde unumgänglich, so dass in den Jahren 1953 – 1959 die ersten Abwasserreinigungsanlagen in den Gemeinden gebaut wurden. Eine Kläranlage entstand im Ortsteil Waldniel zwischen dem Ernst van Aaken Stadion und dem heutigen Aschenplatz. Eine zweite Abwasserreinigungsanlage entstand in Amern am heutigen Standort der ZKA Schwalmtal.
Für die Buchenstrasse in Lüttelforst wurde eine Kompaktkläranlage 1964 gebaut und 39 Jahre lang betrieben. Seitdem wird das anfallende Abwasser über eine Pumpstation zur ZKA Schwalmtal gefördert.
Im Jahre 1970 – 1974 wurde dann der Grundstein für die Planung und den Bau der Zentralkläranlage Schwalmtal – Amern gelegt, zeitgleich mit dem Bau des Hauptsammlers (Stauraumkanal) von Waldniel nach Amern.
Nach nur 9 Jahren Betriebszeit wurde die Anlage auf Grund geänderter gesetzlicher Bestimmungen und steigender Anforderungen an den dort anfallenden Klärschlamm zum 1. Mal erweitert. In diesem Bauabschnitt wurde von 1983 - 1987 die gesamte Schlammbehandlung mit Faulturm, Gasbehälter, Nacheindicker und Schlammentwässerungsanlage sowie ein Regenüberlaufbecken neu erstellt.
Die stetig steigende Belastung der Abwasserreinigungsanlage durch Bevölkerungszuwachs und Industrie zwangen die Gemeinde Schwalmtal zur 2. Erweiterung der Kläranlage, die in den Jahren 1988 – 1995 geplant und gebaut wurde. Während dieser Baumaßnahme wurde der gesamte mechanisch biologische Teil der ZKA erneuert und erweitert. So wurde ein neues Zulaufhebewerk mit Rechen und Rechengutwaschanlage sowie ein belüfteter Sand – und Fettfang einschließlich Sandseparator erstellt. Die Anlage bekam ein Vorklärbecken und es wurden 2 parallel gefahrene biologische Reinigungsstufen einschließlich Nachklärbecken erbaut. Im Zuge dieser Sanierung wurde auf der Anlage ein Blockheizkraftwerk gebaut. Im Jahr 2004 wurde ein weiteres Blockheizkraftwerk in Betrieb genommen. Die Wärme und die erzeugte Energie der beiden BHKW decken zurzeit knapp 30% des Energiebedarfes der ZKA Schwalmtal.
Gesetzliche Vorgaben
Zur Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben sowie zur Verbesserung der Gewässergüte des Kranenbaches und der nachfolgenden Gewässer wird an der Reinigungsleistung der ZKA ständig gearbeitet und optimiert. Instandsetzungen und Reparaturen werden zum größten Teil in Eigenleistungen und durch örtliche Unternehmen durchgeführt.